Anja Klinger vom KSV Bad Lausick drückt sich mit 112,5 Kilogramm aufs Podium

(Bericht zur Weltmeisterschaft im Bankdrücken in Drammen (Norwegen))

Bronze für Anja Klinger bei der Bankdrücken-WM in Norwegen

Lesedauer: Circa 10 Minuten

Drammen/Bad Lausick – Es ist eine dieser Geschichten, die weit mehr erzählen als nur von Medaillen und Platzierungen: Anja Klinger vom KSV Bad Lausick hat sich bei der Weltmeisterschaft im Bankdrücken im norwegischen Drammen mit Bronze belohnt – und damit ein ganz persönliches Kapitel Sportgeschichte geschrieben. In einem hochklassigen internationalen Teilnehmerfeld sicherte sich die Leipzigerin am Freitag, den 22. Mai mit 112,5 Kilogramm im Bankdrücken den dritten Platz und gewann ihre erste WM-Medaille – nur rund 40 Kilometer südwestlich der norwegischen Hauptstadt Oslo. Für diesen Moment hatte sie alles gegeben. Gemeinsam mit ihrem Ehemann reiste sie in den Süden Norwegens, um die deutschen Farben in der Kategorie Masters I bis 84 Kilogramm Körpergewicht zu vertreten. Das Ticket zur Weltmeisterschaft hatte sie sich bereits im August 2024 bei den Europameisterschaften im über 3.000 Kilometer entfernten Istanbul gelöst – damals als frischgebackene Vize-Europameisterin. Doch eine Weltmeisterschaft ist eine Bühne eigener Größe. Und Anja zeigte auch dort, was in ihr steckt – und zwar beeindruckende Kraft, eiserner Wille und eine Leistung, die weit über das reine Gewicht auf der Hantelbank hinausgeht.

Ein langer Weg zurück auf die Plattform

Was diese Medaille so besonders macht: Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Seit der EM im letzten Jahr war Anja immer wieder von gesundheitlichen Rückschlägen ausgebremst. Eine Krankheitsphase folgte der nächsten – und lange stand nicht einmal fest, ob sie überhaupt rechtzeitig zur WM fit werden würde. Erst im Februar dieses Jahres lichtete sich der Himmel allmählich. Die Energie kehrte zurück – und mit ihr die Entschlossenheit. Anja begann erneut, sich durch das intensive Bankdrück-Training zu kämpfen. Zwei Mal pro Woche stemmte sie schwere Gewichte, arbeitete akribisch an Technik und Stabilität – stets pendelnd zwischen ihrem Wohnort Leipzig und Bad Lausick. Zusätzlich integrierte sie gezielte Ausdauer- und Mobilitätseinheiten, um das hochintensive Training überhaupt verkraften zu können. Doch Anja bleibt wie immer bescheiden: „Das darf man eigentlich keinem erzählen, mit so wenig Vorbereitung einen dritten Platz bei der WM..“, wie sie lachend erzählt. Dennoch, der Lohn für diese Disziplin war ein Podiumsplatz auf der größten Bühne ihres Sports.

Wenn jedes Gramm zählt

Die letzten Wochen vor der Weltmeisterschaft waren für Anja ein Kampf auf mehreren Ebenen – nicht nur gegen Gewichte, sondern auch gegen ihren eigenen Körper. Der anhaltende Stress der Vorbereitung zeigte Spuren: körperlich, mental und auf der Waage. Zwischen Trainingseinheiten und Alltagsverpflichtungen hatte Anja zwischenzeitlich das Gewichtslimit ihrer Klasse überschritten – ein ernstes Problem, denn wer zu schwer ist, darf nicht starten. Doch Aufgeben war keine Option. Neben dem ohnehin fordernden Training nahm sie die zusätzliche Herausforderung an – und schaffte es tatsächlich, in kürzester Zeit ganze sechs Kilogramm Körpergewicht zu verlieren. Diese extreme Gewichtsabnahme forderte jedoch ihren Preis. Denn je näher man am Limit einer Gewichtsklasse liegt, desto größer sind in der Regel auch die Kraftreserven – und davon musste Anja nun zehren. Bis zu 2,5 Kilogramm Spielraum nach oben hätten ihr potenziell spürbare Vorteile gebracht. Am Freitag um 15:40 Uhr war es dann so weit. Die Halle in Drammen war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Anja für ihren ersten Versuch mit 105 Kilogramm zur Hantelbank schritt. Mit beeindruckender Entschlossenheit brachte sie das Gewicht zur Hochstrecke – explosiv, sauber, technisch perfekt. Das Kampfgericht war überzeugt. Drei weiße Lichter. Mit wachsendem Selbstvertrauen ging sie in den zweiten Versuch. Die Hantel war jetzt ganze 112,5 Kilogramm schwer. Wieder blieb kein Zweifel – schnellkräftig, kontrolliert und mit einer Präsenz, die spüren ließ, dass Anja an diesem Tag etwas Besonderes vorhatte, schaffte sie auch diese Last. Und genau dieser Wert war entscheidend im Kampf um die Medaillen. Denn auch die zweitplatzierte Athletin Tetiana Shavidze aus der Ukraine brachte 112,5 Kilogramm zur Hochstrecke – war jedoch ein paar Hundert Gramm leichter als Anja und sicherte sich so Silber. Die Goldmedaille ging mit 117,5 Kilogramm an Tiina Leppaaho aus Finnland. Zwar setzte Anja im dritten Versuch noch einmal alles auf eine Karte und meldete 120 Kilogramm, die jedoch knapp nicht durchkamen.

Polen 2026 im Visier

Auch wenn die Erinnerungen an Drammen noch ganz frisch sind, richtet sich Anjas Blick bereits jetzt nach vorn. Die nächste Weltmeisterschaft 2026 soll im Nachbarland Polen stattfinden – und für Anja ist das nicht nur logistisch ein reizvolles Ziel, sondern auch sportlich eine neue Herausforderung. „Wenn mein Körper mitspielt und ich verletzungsfrei bleibe, möchte ich dort unbedingt wieder an den Start gehen“, sagt sie entschlossen. Die Erfahrungen aus Norwegen, die überstandenen Rückschläge und die Gewissheit, auf Weltniveau mithalten zu können, geben ihr nicht nur Rückenwind – sondern machen Lust auf mehr. In Polen will sie nicht nur teilnehmen, sondern vielleicht noch einen draufsetzen.

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